Krieg in der Ukraine – Gibt es einen Weg heraus?

DBK: Russland hat die Ukraine Angegriffen und bereits 2 Tage bevor diesem Angriff hattest Du ja den bereits einen Artikel verfasst. War das Zufall?
Wolfmeyer: HaHa, soll ich jetzt sagen, Nein ich bin ein Orakel? Der Konflikt war ja schon vor 2008 oder zur Anerkennung der Souveränität der Ukraine 1994 eine Thema. Somit wäre ich ja einige Jahre zu spät. Klar, war es reiner Zufall, dass ich genau zu dieser Zeit einen Artikel geschrieben habe, aber es hat ja den Medien geholfen, die Situation aus der geschichtlichen Sicht zu betrachten. Ich fand es einfach wichtig nach unserer Veranstaltungsreihe zur Geschichte Europas, einen Artikel zu diesem langfristigen Krisenherd zu machen. Viele Menschen scheitern ja daran, wenn wir sie fragen, was zu Europa gehört, weil sie die Geschichte nicht kennen. Europa ist Ägypten, Iran, Indien und sehr viele Staaten, die einst durch Kriege erobert und besiedelt wurden. In den oft undenkbarsten Orten der Welt, lebt eine Familie, deren UrUrUrGrossvater ein Österreicher war, oder besser jemand, der einst dort gelebt hat. Schauen wir doch in die Türkei, die einst von den Saxen und Slawen besiedelt wurde, de sich mit den damaligen Persern vereinten, dann von den Kirgisen besetzt wurden und die Hauptstadt von Konstantinopel zu Istanbul wurde. Auch die Ukraine ist eines dieser Vielvölker-Staaten, wo Deutsche und Österreicher einst ihre Heimat fanden. Auch wenn wir gerne bei Ländern wegschauen, dass sie angeblich nicht unsere Kultur teilen, sind es geschichtlich gesehen jedoch Staaten, die einst zu Europa gehörten.

DBK: Was interessiert uns genau an der Ukraine?
Wolfmeyer: Wie Du weisst, war mein Grossvater ja Oberst im Österreichischen Heer. Er war Berufssoldat und das vor Hitler an die Macht kam. Er konnte sich also nie aussuchen, wer seinen Sold bezahlt, weshalb er auch in der Zeit der Naziherrschaft nur das tat, was er selbst verantworten konnte. Es brachte ihm ein, dass er dann an die Front geschickt wurde. In der damaligen Region bei Minsk und der Ukraine wurden sie dann eingekesselt und anschliessend in Gefangenschaft genommen. Da mein UrUrUrGrossvater, also der Grossvater seiner Frau Margarethe aus dem damaligen Belarus geflüchtet war, hatte man auch die ein oder anderen Wörter Russisch gelernt. So war es meinem Grossvater damals möglich, sich mit den Russen spärlich zu unterhalten. Was natürlich ein Vorteil war, wenn man die Situation betrachtet, in der man sich befand. Die Offiziere hatten ja vor der Festnahme die Abzeichen abgetrennt, sodass die Russen ja nicht wussten, wer diese besagten Offiziere waren, die sie verhören konnten.
Geschichtlich gesehen kämpfte mein Grossvater ja irgendwie auch gegen die Feinde, die für die Flucht meines UrUrUrGrossvater verantwortlich waren. Rein Geschichtlich gesehen natürlich.

DBK: Also hat die Ukraine und Belarus für viele Österreicher auch eine Familiengeschichte?
Wolfmeyer: Die Slawenwanderung war eine Zeit, die viele Familien betrifft. Heute weiss keiner mehr, ob er Römer, Grieche, Slawe, Wikinger oder sonst etwas ist und bezeichnet sich als Österreicher. Österreich hat ja eine ältere Geschichte, als Deutschland und dennoch wissen die Wenigsten über ihre Herkunft bescheid. Es gibt weder „Den Deutschen“, noch „den Österreicher“, denn das beschreibt ein Narrativ aus einer falschen Sichtweise.

DBK: Wir wissen also nur, dass wir Europäer sind?
Wolfmeyer: Auch das ist nicht gesagt. Die Kriege brachten Asiaten und Afrikaner nach Europa. Wenn wir uns Heute Australien oder die USA ansehen, dann ist es die neuzeitliche Geschichte Europas. Ich meine, ich endtäusche nur ungern die Nazis, die vermutlich sehr viele ausländischen Gene haben, die heute nicht mehr Nachweisbar sind.

DBK: Würden wir jetzt aus der Geschichte auf die Ukraine schliessen, was wäre die Zukunft dieses Kriegs?
Wolfmeyer: Die Zukunft ist zwar noch nicht geschrieben, aber durch diesen Krieg werden sich alte Gräben auftun, die sich durch die UDSSR in der Russischen Bevölkerung lange unterdrückt wurden. Das Russische Volk wird sich der Geschichte bedienen und sich von Grossrussland befreien. wenn wir St. Petersburg betrachten, dann waren diese Menschen immer den Autokraten abgeneigt. Das kleine Gallien in Russland, das vielen Zaren zum Verhängnis wurde. Oder schauen wir Östlich der Krim nach Krasnodar am Kuban, das auch nie ein reiner Teil der Russischen Föderation war, sondern Teil der Ukraine. Durch diesen Krieg werden so viele Konflikte produziert werden, dass ein Zerfall von Russland eigentlich durch diesen Krieg erst in Gang gesetzt wurde.

DBK: Hat also Putin den Zerfall der Russischen Nation selbst begonnen?
Wolfmeyer: Eigentlich könnte man das so sagen. Die Berater Putins waren entweder sehr Dumm, oder wollten genau das erreichen. Das noch Russische Volk hinterfragt inzwischen die eigene Zugehörigkeit und je länger dieser Krieg dauert, umso Wahrscheinlicher ist die Revolution des Volkes. Für Putin bedeutet die Verlängerung dieses Krieges ein Aufkeimen des Widerstands.

DBK: Und was, wenn Putin eine Atomwaffe einsetzt, was geschieht dann?
Wolfmeyer: Ich würde sagen, dann sind die Enklaven Putins restlos von Russen befreit, denn dann beginnt die grösste Vertreibung aus Europanahen Staaten, wie Kaliningrad, Transnistrien, Södossetien und Abchasien. Es würde ein der grössten Fluchbewegungen entstehen in Richtung Russland, was das Land zunehmend wirtschaftlich schwächen würde.

DBK: Der Einsatz von Atomwaffen würde doch vermutlich auch die NATO auf den Plan rufen?
Wolfmeyer: Die NATO würde sich vorerst zurück halten, da diese Aufstände genug Unruhe in die Russische Administration bringen würde, dass die Russen sich einen zweiten Atomwaffenangriff sehr gut überlegen würden. Zudem würden die Strassen in Russland von Millionen Demonstranten heimgesucht werden, die von der Nato nicht gefährden würden. Das System Putin würde sich durch einen Einsatz von Atomaren Sprengköpfen selbst in die Luft jagen. Auch die Belarussen und Tschetschenen würden ihre Chance nutzen, Russland zu schwächen, da sie nichts zu mehr verlieren hätten. Die grosse Schlacht würde sich also gar nicht durch die NATO in erster Linie entscheiden, sondern auf eigenem Territorium.

DBK: Das Resümee ist also, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden kann, aber den Russen derzeit mehr schadet, als den Ukrainern?
Wolfmeyer: Putin hat sich mit diesem Krieg, aus dem er nicht mehr herauskommt eigentlich selbst ein Bein gestellt. Führt er den Krieg weiter, fällt sein Imperium zusammen, wasm auch passiert, wenn er diesen Krieg beenden würde.

DBK: Welche entscheidenden Siege müssten die Ukraine einfahren, damit die Russen sich weitgehend zurück ziehen?
Wolfmeyer: Der wichtigste Teil der Russen ist die Marien, die es ihnen ermöglicht hat, damals in der Krim, Odessa, Mariupol zu landen. Kann die Ukraine die Schwarzmeerflotte komplett auslöschen, dann bleibt den Russen nur mehr die Frontlinie bei Luhansk und Donezk. Es wäre für die Russen nicht mehr möglich in tiefere Regionen der Ukraine einzudringen, ohne Belarus in einen Angriff zu zwingen, der einen Aufstand zur Folge hätte.

DBK: Du hast ja auch der Ukraine diesen Tipp gegeben, welche Anregungen gab es da noch?
Wolfmeyer: Naja, das waren eigentlich ganz klare Ziele, die jedem General klar sein sollten, das war also kein Tipp von einem Profi.
Über Schriftverkehr mit gewissen Stellen der Ukraine kann ich erst nach dem Krieg etwas sagen. Aber Ziel für die Ukraine muss es sein, die Russen zu dummen Entscheidungen zu zwingen, damit dieser Krieg sich gegen Putin wendet. Wenn eine dumme Entscheidung der Einsatz einer Atomwaffe ist, dann wird die Ukraine auch diese Möglichkeit in Kauf nehmen müssen, damit sich der Krieg eine schlechtere Wendung für Putin nimmt.

DBK: Also soll die Ukraine Russland in einen Atomangriff zwingen?
Wolfmeyer: Nein, das habe ich damit nicht gesagt, weil es selbst für Putin klar ist, dass dies die Situation für Ihn verschlimmern würde.
Putin scheint manchmal dumm, aber so dumm wird er nicht sein. Ich halte es weiterhin für Ausgeschlossen, dass Putin einen Atomaren Sprengsatz einsetzt, da es für Putin das Ende wäre.

DBK: Wie lange wird der Krieg in der Ukraine noch dauern?
Wolfmeyer: Wenn es der Ukraine geling, die Russische Marine im Asowschen und Schwarzen Meer komplett auszuschalten, dann wir Putin sich an den Verhandlungstisch setzen. Der Verlust des Schwarzen Meers wäre für Putin die grösste Schmach.

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