Österreichs Sicht auf die Ukraine

DBK: Der Ukraine Konflikt beschäftigt derzeit auch die Österreicher. Was kommt auf uns als Land Österreich zu, wenn es zu einer Eskalation kommt?
Wolfmeyer: Zuerst müssen wir wissen, dass Putin für sich selbst ein gefährliches Spiel spielt. Jeder Schuss kann auch nach Hinten losgehen und da ist es für Putin auch sehr riskant dieses Spiel weiter zu spielen. Putin spricht bei seiner Pressekonferenz hier gezielt auch Lenin als Wink an die Deutschen an. Aber Lenin zeigte doch klar, dass er seinen Finanziers nicht die Treue geschworen hatte. Ein Krieg würde die Russen an anderen Grenzen schwächen und dies könnte durchaus für abtrünnige Teilrepubliken die Chance sein, diese Schwäche für sich auszunutzen. Ich glaube eine Konzentration der Macht an eine Front, könnte Putin auch den Zerfall der gesamten Russischen Föderation bringen.

DBK: Welche direkten Auswirkungen hätte ein Krieg in der Ukraine auf Österreich?
Wolfmeyer: Tja, das Thema Flüchtlinge wäre wieder auf der Tagesordnung für Österreich, aber diesmal beträfe es ca. 5 Millionen Flüchtlinge, die sich von Belarus und der Ukraine auf den Weg nach Österreich machen würden. Dies wurde Österreich vor eine grosse Herausforderung stellen, da es ja 50% der eigenen Bevölkerung als Flüchtlinge vor den Toren hätte, da Deutschland und Österreich der erste Anlaufpunkt sein dürften. Da sich ca. 25 Millionen Menschen auf einmal in Gang setzen würden, fehlt mir eigentlich hier der Plan der EU, was in diesem Fall geschehen würde.

DBK: Wäre die Flucht das einzige Problem, dass die Österreicher zu befürchten hätten?
Wolfmeyer: Österreich kann sich von der Weltkarte nicht wegzaubern, darum würden uns auch wirtschaftliche und auch kriegerische Auseindersetzungen treffen. Das Militär müsste mindestens auf 50% mehrt aufgestockt werden, um Flüchtlinge und Grenzvorfällen entgegnen zu können. Den einzigen Vorteil, den Österreich geniesst, dass es stehts ein neutraler Partner der Russen war, was im Krieg allerdings nicht mehr eine grosse Rolle spielen wird.

DBK: Der Weissrussische Präsident hat verlautbaren lassen, dass er auch Atomwaffen an seinen Grenzen stationieren würde, wie gefährlich ist diese Drohung?
Wolfmeyer: Eine solche Drohung ist und bleibt eine Drohung. Wer vor seinem eigenen Land eine Atomwaffe abfeuert, bekommt die Wolke der Zerstörung in den eigenen Garten. Man denke, dass Europa so klein ist, dass ein kleines Lüftchen in Richtung Osten bereits ganz Weissrussland unbewohnbar machen würde. Wer in Europa eine Atombombe zündet, der würde sich selbst am Meisten Schaden.

DBK: Gibt es da einen Unterschied zwischen dem damaligen Jugoslawien Konflikt und dem Ukraine Konflikt?
Wolfmeyer: Vermutlich wird dieser Konflikt uns weit mehr treffen, als der ehemalige Konflikt in Jugoslawien, da es nur eine Fluchtrichtung gibt, gegen Westen. Auch die Flug Zone der Nato wird uns unmittelbar betreffen, weshalb es auch zu Luftkämpfen über Österreich kommen wird, die auch Schäden am Boden verursachen werden.

DBK: Das klingt aber nicht sehr optimistisch für die Österreicher.
Wolfmeyer: Ich glaube, wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, was passieren könnte, wenn dieser Krieg vor der Türe stattfindet. Zudem sehe ich die derzeitige Regierung dieser Gefahren nicht gewachsen um das Volk zu Schützern. Die Korrupten sind meist sehr schlechte Diplomaten, da ihre Konzentration auf der eigenen Macht liegt. Wenn wir aus der Krise heraus kommen wollen, dann nur mit gefestigten Demokraten und keinem Kasperlhaufen von Egomanen.

DBK: Ist Schallenberg kein guter Diplomat?
Wolfmeyer: Es mag schon sein, dass Schallenberg ein Diplomat sein könnte, aber die ÖVP hat sich in den letzten Tagen nicht gerade mit Rum bekleckert, was diese Partei sehr Angreifbar macht. Ich traue es derzeit keinem Politiker zu aus jeglicher Parteien, diese Krise glaubwürdig nach Aussen zu vertreten. Zudem sind Putins Gesprächspartner ausschliesslich Männer. Somit fallen hier auch sämtliche Frauen für Verhandlungen weg.

DBK: Welche Lösung gäbe es für den Konflikt um die Ukraine?
Wolfmeyer: Es ist immer sehr schwierig in die Gedanken der Menschen hinein zu sehen. Es bräuchte hier schon Jemanden, der die russische Art versteht und auch den Nationalstolz, der sich dahinter verbirgt. Ein Europäer versteht die Denkensweise der Russen oft sehr schwer, da wir mit ganz anderen Werten aufgewachsen sind.

DBK: Sind die Forderungen von Putin abgehoben und unlösbar?
Wolfmeyer: Ich glaube nicht, dass diese Forderungen unlösbar sind, für Jenen, der seine Sprache; und damit meine ich nicht Russisch; spricht. Der Verhandlungspartner müsste auf jeden Fall auf der selben Wellenlänge sein, wie Putin. Es geht hier, wie in allen Streitigkeiten um verletzten Stolz. Jeder möchte für sein Lebenswerks Anerkennung haben, auch wenn das für den Anderen bedeutet, dass er über seinen Schatten springen muss. Es ist deshalb umso Wichtiger, die nächsten Tage zu Lernen, gut Zuzuhören!

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