DBK: Du hast bist immer noch Hoster von Websites. Wie reagierst Du auf Links von Kinderpornographie, wenn diese an Dich gemeldet werden?
Wolfmeyer: Bei den meisten Seiten habe ich eine Prüfung der Kommentare eingerichtet, also ohne Überprüfung wird kein Kommentar freigegeben und somit schreckt dies auch Poster solcher Inhalte ab. Bei den Profilen, die irgendwelche Dienstleistungen anbieten oder Fishing Links senden, ist das allerdings wenig abschreckend. Somit habe ich eine gewisse Gruppe durch diese Vorsichtsmassnahme eliminiert.
DBK: Wenn trotzdem ein User einen pornographischen Link posten möchte, wie gehst Du vor?
Wolfmeyer: Grundsätzlich sollte man folgende Dinge beachten bei entdeckter Kinderpornographie:
– Die Behörden der Interpol sind an dem User interessiert und somit an den vorliegenden Daten. Dies sind die IP des Users, der beim Posten die IP hinterlässt, die Ihm der Internetanbieter zugewiesen hat. Dies macht es möglich den User ausfindig zu machen, wenn dieser nicht eine Möglichkeit gefunden hat, sich zu tarnen hinter einem Stealth Netzwerk. Diese Information hat meistens der Admin der Seite oder der Hoster der Plattform. Somit sollte man erst die Seite der Interpol melden und dann auch später dem Hoster die Information zukommen zu lassen, was allerdings die Interpol ohnehin machen wird.
Die E-Mail der Interpol ist: meldestelle@interpol.at
– Feststellen, wer der Hoster ist.
Bei at Domains ist meistens Nic.at der Hoster
Whois https://who.is
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Internationale Domains sind öfters bei GoDaddy gehostet und hier passiert ohne Richterliche Anordnung eigentlich nicht viel, da es der grösste Hoster ist. Das spüren auch Kunden, wenn etwas mit Ihrem Account nicht stimmt, dass dieses Unternehmen zu gross und fast wie eine Beamtenmaschine läuft. Deshalb sollte man hier auf diesen Hoster verzichten.
– Sofort Screenshot des Eintrages machen, damit falls der Beitrag gelöscht wird, das Datum und die Zeit ersichtlich ist bei dem Posting.
– Alle E-Mail und Kommunikation mit Meldestelle und Hoster archivieren, da durch das klicken auf den Link die Daten auf dem PC im Cache gespeichert sind und für Profis auch nach dem Löschen gefunden werden können. Somit sollte man immer zeigen können, dass man nach dem Öffnen den Link oder Inhalt gemeldet hat. Das Vorhandensein von Kinderporngraphie auf dem PC bei einer Hausdurchsuchung kann Probleme für den Betroffenen bedeuten, auch wenn man die Inhalte sofort löscht.
DBK: Wenn ich jetzt all dies erldigt habe, bekomme ich dann auch Rückmeldung von der Interpol?
Wolfmeyer: Die Interpol wird entweder noch Anfragen schicken oder mit einem Standard E-Mail antworten.
In den 80ger und 90gern waren die Interpol ja noch nicht so technisch versiert, da musste ich denen ja noch Tipps geben, wie sie auf die Foren kommen, da es noch keine ausgereifte IT gab. Die Kinderporographie war damals in den „alt.“ alternativen Foren der Gratis Webmail Anbieter zu finden. Heute ist eher alles im Darkweb oder auf privaten Servern von Forumbetreibern.
Ich hatte in den 80gern mehrere internationale Webseiten mit 10 Millionen Hits am Tag, da war es nur möglich Mithilfe der User die gepostete Kinderpornographie zu orten. Wir hatten damals ja Mithilfe dieser User eine ganze Organisation auffliegen lassen, wo neben zahlreichen Österreichern und Deutschen auch Priester von verschiedenen Glaubensrichtungen beteiligt waren.
Es war damals ein ziemlicher Schock für die Welt, als diese hunderte Menschen festgenommen wurden in einer riesigen Verhaftungs-Welle.
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DBK: Wie hat sich diese organisierte Kriminalität nun entwickelt?
Wolfmeyer: Es ist schwieriger geworden, diese Machenschaften aufzudecken, weshalb man Heute eher nur noch mit Polizeilichen Lockvögeln das Handwerk legen kann. Die Täter sind meist technisch sehr gut geschult und verfügen über Programmierfähigkeiten, diese Seiten zu schützen vor Ortungen.
Man liest hier immer wieder, dass sich Ermittler in die Länder mit Kinderpornographie einschleusen, um die Ersteller der Bilder und Videos zu schnappen, was eines der wichtigsten Schläge gegen diese Organisationen ist. Allerdings sind die Produzenten oft in den Ländern tätig, wo die Polizei für ein paar Dollar wegschaut und so arme Menschen sich Geld für den täglichen Bedarf sichern können. Ein Fall aus Grossbritannien und Belgien hat sogar gezeigt, dass Kinder über religiöse Einrichtungen sogar an Pädophile verkauft wurden. In diesen Fall war sogar ein Papst damals verwickelt, Mitglieder der amerikanischen Neuapostolischen Kirche und ein orthodoxer Bischof, der bis Heute im Amt ist.
Dies ist auch der Grund, warum ich immer wieder die Auflösung des Konkordats fordere, weil hier schon soviel aufgeflogen ist in den Kirchen und wir nach wie vor diese Umtriebe bezahlen, aber das ist meine private Meinung. Die Politik sollte sich dem Thema wieder erneut widmen, damit hier mögliche Finanzierungen verhindert werden.
DBK: Kann KI dieses Problem mit Bilderkennung in Zukunft vielleicht lösen?
Wolfmeyer: In den öffentlichen Foren, ja. Das Problem liegt eher darin, dass man jetzt mit Cloud und Komprimierungen, die Daten für diese Systeme unleserlich machen kann und somit die gut vernetzen Täter sehr schwer zu fassen sind. Es liegt eben auch darin, dass diese Community über massenhaft Geld verfügt und hier auch Politiker, Richter und Polizisten in der Vergangenheit festgenommen wurden. Darum ist das Aufdecken der Foren ja wichtig, um die Täter, die aus allen Schichten der Bevölkerung kommen hier aufzudecken.
Die Politik ist hier auch gefragt, die nötigen Schritte zu setzen.