Eine Homage an David Bowie von Jogy Thomas Wolfmeyer

Ich weiss noch, als ob es Gestern war. Damals war ich so 8 oder 9 Jahre alt und wir hörten Musik über Schallplatten, auch Schellacks noch und hauptsächlich Radio. Der Walkman wird erst in 2 Jahren erfunden und somit musste man um neue Musik zu hören oft Stundenlang vor dem Radio verweilen, der ab und zu krachte und knisterte, weil der Empfang gerade nicht so gut war und man eiligst versuchte die Antenne wieder in die Position zu bringen, damit der Sender wieder klar den Sender empfangen konnte.

Endlich sagte der Radiosprecher den Song Hero an von David Bowie. Du rennst zum Radio und drehst das Volumen auf 10 und es schepperte mehr, als Musik zu hören war, aber es war Dein Lied und es war völlig egal wie es für alle in der Umgebung gerade klang. Die Türe öffnet sich: „Bist Du ganz bescheuert? Stell das Leise!“
Du rennst zur Türe und drängst die Mutter aus Deinem Zimmer und schreist: „Halt die Klappe!“
Du weisst, Du hat Dir gerade Stubenarrest eingehandelt, aber in diesem Moment war dir das egal. Deine Schwester steigt über das Fenster in Dein Zimmer und singt lautstark mit. „Christine, hilf mir die Türe aufzubringen“, schreit die Mutter ins Zimmer der Schwester, das allerdings leer ist.

Meine Oma hatte eine Pension, wo zahlreiche Gäste auch aus Kunst und Kultur kamen, um zu übernachten. Ein Gast brachte uns immer Zeitschriften wie Comics und Pop Magazine mit. Ein Gast war auch einst Sieghardt Rupp, der mir zum Frühstück das Butterbrot gestrichen hat. Winnetou hatte gerade eine Szene in Vorarlberg gedreht und eine kleine Truppe der Produktion sassen mit uns am Frühstückstisch und der kleine Jogy sass auf dem Schoss vom Banditen Preston. Ein Jahr vor seinem Tod leider erfolglos versucht noch Kontakt zu Ihm aufzunehmen, ich hatte irgendwie das Bedürfnis Ihn zu sehen, oder hatte ich eine Vorahnung.


 

Aber zurück: Meine Schwester war also in meinem Zimmer, obwohl wir uns noch vor einigen Minuten über ein Poster aus der Bravo, Popcorn oder Rennbahn Express gestritten haben, das nun zerknittert und zusammen geklebt an meiner Wand hängt. Ja mein Zimmer war eher das eines 9 jährigen Mädchens, denn es lächelten nur hübsche Jungs aus Musik, Film und Formel 1 von der Wand.

Ungefähr 1 Jahr später wurde bekannt, dass David Bowie die Filmmusik für den Film Christiane F. geschrieben hat und uns wurde bewusst, das wir mit, meine Schwester 11 und ich erst 10, es nicht in den Film ab 12 schaffen werden. Es musste also ein Plan her und zwar schnell. Eine Freundin meiner Schwester hatte sich bereits an die Arbeit gemacht, Ausweise zu fälschen, damit wir in den Film konnte. Doch scheinbar brauchten wir Sigis Hilfe gar nicht mehr, denn unsere Mutter wusste, was uns das bedeutete und wurde zu unserem Komplizen, sodass wir doch in dem Film konnten.

Ob ich den Film als Verstörend empfand oder nur vom Grossstadleben in Berlin schockiert war, kann ich Heute nicht mehr beurteilen, aber ich war froh, als meine Schwester fragte, ob ich Heute bei ihr schlafen könne, denn ich hatte in meinem Kopf sehr viel zu verarbeiten. Wir schliefen öfters in einem Zimmer, denn meine Schwester liebte es, meine selbst erfundenen Geschichten anzuhören, bis sie einschlief.

David Bowie hing an meiner Wand und wenn ich heute daran denke, dass er so alt war, wie meine Mutter und ich eine starke Zuneigung empfand, denke ich dass er für mich damals eine Art Figur war, die mir half meine Sexualität zu bearbeiten. Jede Nacht küsste ich sein Poster auf den Mund und ging dann Schlafen.


 

Ich war fasziniert von der Art Bowies, sich nicht in eine Schublade stecken zu lassen. Zu eine Interview mit der BBC erschien er mit knallroten Stöckelschuhen und einer engen Lederhose. Mich faszinierte seine Offenheit mit Mode und seinem Umgang mit dem, was Leute in ihm sahen. Ich hatte durch ihn ein gewisses Selbstbewusstsein gelernt und ich wollte verrückte Kleidung haben. Meine Freiheit, dies zu tun erlangte ich aber erst, als ich selbst mein Geld verdiente und ich war ziemlich exzentrisch mit der Auswahl meiner Bekleidung. Von Orange, Rot und schrillen andern Farben kombiniert mit Gold oder Silber habe ich mich in Graz dann besonders in der Künstlerszene wohl gefühlt.

David Bowie hat nicht mur meine Erscheinung, sondern auch die Art zu Denken, mein Leben beeinflusst.

Meine Schwester, die bislang noch bei meiner Mutter wohnte, erlebte die Freiheit, die ich erlangt hatte und zog nach Graz, wo wir dann sogar gemeinsam ein Kindercamp leiteten. Natürlich musste ich die graue Maus erst neu einkleiden, damit sie nicht wie ein Mädchen vom Lande erschien. Die Strickjacken und Strickpullover mussten einer eleganten und dennoch alltagstauglichen Mode weichen.

Mich verschlug es inzwischen nach Salzburg, wo ich eine elegante Seite der Mode erleben konnte. Die Getreidegasse war ein gefundenes Örtchen für einzigartige Mode und gewagte Trends und einer klassischen Abendgarderobe. Vermutlich hatte ich inzwischen bereits Bowie Gene, als ich mich in Vorarlberg erneut eine Wohnung gesucht hatte. Es war ein klassisch langweiliger Ort und durch meine schrille Art, hatte ich vermutlich auch schrille Leute angezogen, die sich nicht der Norm zugehörig fühlten. Ich hatte bereits Kontakte zu Mode Labels und fing an für eine Freundin Models für Ihre Agentur zu besorgen und lernte eine verrückte kleine Modedesignerin Namens Alex kennen.

In Graz hatte ich bereits Erfahrungen in Sonjas Skarabäus gesammelt und ich suchte eine Möglichkeit, diese Erfahrung auch in Vorarlberg auszuleben. Als der Betreiber der Bludenzer Disco Wichner auf mich zukam und mich fragte, ob ich Interesse haben im Rampenlicht als Kellner zu arbeiten, da dachte ich erst an eine gewöhnliche Bar, wo sich der Schnösel traf und ich wollte erst die Lokalität begutachten. Es war die erste Bar, die sich ausschliesslich der Kunst gewidmet hat und ein Sprungbrett für meine Visionen.

Vielleicht war ich in meinem Leben zu zögerlich und ich habe vermutlich viele Chancen verpasst, die mir angeboten wurden, wie einst durch einen Dokumentar Filmer, der mich nach Afrika als Assistenten mitnehmen wollte. Eine Einladung nach Amerika zu einem grösseren Musikevent als Backstage Manager kam mir eben auch irgendwie ungelegen, da ich jedes mal gerade einen neuen Job in meinem erlernten Beruf begonnen hatte und plötzlich in einem neuem Metier mich beweisen sollte.


 

Die Techno Welle kam im richtigen Moment, denn plötzlich ging es mit der Selbständigkeit los. Musik und Bekleidung waren plötzlich im Mittelpunkt der neuen Wellen und es wurde immer schriller und schriller bis hin zu extrem gewagten Bekleidungen von Tänzern. Die Welle der House Musik schwappte in die Clubs und ich konnte mit Managen von Events einen Teil der Einnahmen sichern und hatte immer die Gewissheit bei schlechten Geschäften in Management, Werbung oder Klamotten, wieder im Rampenlicht mein Börserl auffüllen zu können.
Später las ich eine Artikel über Bowie, der sich ebenso durchs Leben schlagen musste, bis er endlich seine Durchbruch hatte. Er war ein Kämpfer und liess sich nicht unterkriegen und hörte nie auf an seinen Erfolg zu glauben.

Auch nach der Techno Welle musste ich mich neu Erfinden und trennte mich von meinen bis dahin 5 Firmen, die für mich eher zu einem Testlauf wurden, wie weit ich es aus eigener Kraft bringen konnte. Es wurde zu leicht und ich hatte keinen Reiz mehr daran, mir damit etwas zu beweisen. Ich hatte keinen Plan, wohin ich als Nächstes wollte und stieg ins Flugzeug nach London. Ich setze mich an die Schwellen bei der BBC und beobachtete die Bildschirme auf denen die News an mir vorbei bewegten.
Ich starrte stundenlang auf die Bildschirme und zog meine Kamera heraus, um diesen Eindruck fest zu halten. Ein Mann näherte sich mir und sagte: „Sie filmen mit einer professionellen Kamera unser Gebäude. Aus Sicherheitsgründen bitte ich sie das Gelände zu verlassen.“ Ich erhob meinen Kopf und fragte: „Welche Geheimnisse soll ich denn mit dieser Kamera aufdecken, die BBC uns verheimlicht?“

Als ich mich in Richtung Hyde Park lief, kam mir eine Idee. Eine Multilinguale Plattform für News, basierend auf einem neuen Video Codec.
Mit Phrone TV wollte ich die Welt neu aufmischen, doch jedes Jahr wurden meine Schmerzen immer schlimmer und ich konnte die Termine mit Mateschitz nicht mehr wahrnehmen, weil ich inzwischen sogar im Spital gelandet bin wegen der Schmerzen.
Sollte ich die Schmerzen gegen alle Unkenrufe der Ärzte doch noch in den Griff bekommen, dann seit Euch gewiss, dass Phrone TV noch nicht gestorben ist, sondern irgendwann auf Tabletts, PC oder Handy verfügbar ist. Niemand gibt die Milliarden Idee aus der Hand und ich kann nur hoffen, dass mir inzwischen kein anderer Denker einen Strich durch meine Rechnung macht. Allerdings hat mich nie etwas davon abgehalten immer vorne mit dabei zu sein, egal was kommt.

Ich glaube auch wenn ich es nicht mehr geschafft habe auf eines seiner Konzerte zu gehen, hat Bowie tief in meinem Unterbewusstsein eine gewisse Spur hinterlassen, die mein Leben Einfacher und Freier gemacht hat.

R.I.P. David Bowie

und

R-I.P. Sieghardt Rupp

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