Wie können wir die Inflation Stoppen?

DBK: Wir mussten die bereits geplante Veröffentlichung des Interviews neu beginnen, woran liegt das?
Wolfmeyer: HaHa, Ja, leider haben wir nicht gleich veröffentlicht, sonst wären wir dem Standard voraus gekommen. Jetzt würde es so aussehen, als ob wir dem Standard abgeschrieben haben, das kommt nie gut. Deshalb müssen wir neue Komponenten einfliessen lassen.

DBK: Die Inflation liegt bereits über 7%, wo wird das Enden?
Wolfmeyer: Grundsätzlich wird die Inflation in kurzer Zeit 2stellig werden. Wenn die Regierung sich nicht bald auf ein Paket einigt, wie die Inflation abzufedern ist, dann haben wir bis Ende Jahr eine Inflation von 20%.

DBK: Das würde ja vor Allem die Armen treffen, wenn wir die jetzige Situation betrachten.
Wolfmeyer: Eigentlich haben die Ärmsten am wenigstens zu verlieren bei Inflationen. Sie haben gelernt zu Sparen und können mit weniger Geld besser umgehen, als die Reichen. Zudem steigen jetzt ja auch Menschen in Suppenküchen.

DBK: Welchen Vorteil hat die Inflation, wenn eine geringe Inflation so positiv gesehen wird von Experten?
Wolfmeyer: Inflation bedeutet, wenn ich Schulden habe, dann muss ich weniger zurück bezahlen. Insofern wird die EZB ja sehr zögerlich sein, die Zinsen anzuheben, denn derzeit haben die Staaten ja hohe Schulden gemacht durch die Corona Pandemie und da neue Inflations-Gegenmassnahmen auch nochmal Geld kosten werden, muss die EZB (Europäische Zentralbank) und der IWF (Internationale Währungsfond) sehr gut überlegen, was sie machen werden. Eine übereilte Zinserhöhung könnte zwar das Wachstum beschleunigen, aber notwendige Hilfen für mittelose Menschen verhindern.

DBK: Wieso ist es so schwierig in dieser Situation zu agieren?
Wolfmeyer: Geld für Forderungen müssen ja irgendwo her kommen. Wenn wir Geld ausgeben, dann muss dies irgendwer bezahlen. Da die öVP ja jahrelang die Reichen subventioniert hat, wird es schwierig sein, hier eine Lösung zu Finden. Die ÖVP wird ja nicht von Heute auf Morgen zur Arbeiterpartei werden. Wir brauchen jetzt keine Unternehmensförderungen, sondern Erhöhung der Kaufkraft, da es nicht auszuschliessen ist, dass die EZB die Zinsen nicht oder nur im 0,1% Bereich anheben wird. Die sozialistisch geführten Länder haben hier deutliche einen Vorteil, da zielführende Massnahmen sehr schnell umgesetzt werden. Wenn wir die ÖVP hören, dann will der Bundesminister für Arbeit ja lieber die Beiträge der sozialen Sicherheit senken, als sich der Inflation zu widmen. Die Neiddiskussion um Leute aufzuhetzen, damit die Förderung von Reichen legitim wird, ist bei der ÖVP nichts Neues.

DBK: Was passiert, wenn die ÖVP ihre Politik weiterführt und die Reichen fördert?
Wolfmeyer: Eigentlich sind wir auf dem Weg zur galoppierenden Inflation. Daran ist ja die Corona Politik der ÖVP mit Schuld. Wir hätten in kurzer Zeit die Inflation in einem Ausmass, dass wir die Zustände wie nach dem Krieg haben, wo man Essensbons an die Bürger ausgeben müsste.

DBK: Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) war ja stehts immer eine Diskussion bereits vor Pandemie und Inflation. Würde das uns Helfen?
Wolfmeyer: Die ÖVP hat sich gegen diesen Gedanken immer gewehrt, denn es finanziert sich über den Wohlstand. Die ÖVP als „Robin Hood“ der Reichsten kann damit natürlich nicht warm werden, aber es wäre ein Ausweg. Die andere Option wäre, dass die Reichen ihren Wohlstand verlieren und die ganze Bevölkerung da mit hinein ziehen. Eigentlich gibt es für die Reichen nur eine Option: Ihr ganzes Geld zu verlieren, oder einen Teil des Vermögens herzugeben um die Wirtschaft zu Retten. Den Armen kann das egal sein, was die Reichen machen, die werden ja sowieso nicht ärmer werden. Wer Nichts hat, kann Nichts verlieren.

DBK: Was würde passieren, wenn wir eine galoppierende Inflation haben?
Wolfmeyer: Naja, das hatten wir bereits. Plünderungen, Bürgerkrieg, …
Ich glaube die Regierung möchte sich das nicht vorstellen.

DBK: Wenn die Regierung jetzt auf dem Standpunkt beharrt, dass wir die Massnahmen nur auf die geringsten Förderungen beschränken, was wäre dann?
Wolfmeyer: Wie gesagt die galoppierende Inflation lässt sich nicht mehr aufhalten, wenn sie erstmal ins Laufen gerät. Die ÖVPler und Ihre reichen Freunde würden sich vermutlich schnell ins Ausland absetzen und die Wirtschaft würde zusammenbrechen. Vermutlich müssten wir wie in anderen Ländern nach den Verantwortlichen und dem Geld suchen, dass plötzlich nicht mehr in den Kassen des Staates vorzufinden wäre. Auch das kennen wir aus anderen Ländern, die von rechten Politikern geführt wurden. Die jetzige Situation der ÖVP, macht dieses Szenario ja zu einer realen Gefahr.

DBK: Also müssen wir mehr Links werden, wenn wir Stabilität wollen?
Wolfmeyer: Nein, Nein, das ist völlig Falsch! Ich bin altliberaler und das aus gutem Grund. Die Mitte mag für die Wähler zu wenig polarisieren, das ist ja eigentlich auch schlecht möglich, weil man sich ja in der Mitte befindet, wo es keine starken Ausschläge nach Links oder Rechts gibt. In Frankreich gab es jahrelang eine liberale Regierung, die wollten die Bürger irgendwann nicht mehr, weil die Populistischen Parteien interessanter waren. Die Parteien haben diesen Trend erkannt und sich in extremen Ansichten positioniert. Gebracht hat es den Bürgern eigentlich im Nachhinein Nichts. Konstanten sind für viele Menschen langweilige. Es gibt auch Menschen, die sagen, dass eine Beziehung nur funktioniert, wenn man Streitet. Ich würde eine solche Beziehung nicht wollen, das ist mir zu anstrengend.

DBK: Also wäre es gut, wenn die EZB Zinsen erhöht, oder nicht?
Wolfmeyer: Wenn die EZB dem Druck jetzt nachgibt, dann wird der Euro zur Schundwährung werden. Bei 0,1% kann ich noch mitgehen, aber es wäre Falsch, die Staaten jetzt aus der Verantwortung zu Ziehen. Die Export-, Import-Politik der Regierungen ist daran schuld, dass wir mit der Kaufkraft immer mehr unter Druck geraten sind. Leute bezahlen inzwischen den halben Lohn für Mieten und können sich dafür jede Menge Schrott günstig kaufen, den sie nicht zum Überleben brauchen. Das sehe ich nicht als die Errungenschaft der Industrialisierung, sondern als Totalversagen der Regierungen. Macron und Merkel haben mit dieser Politik der EU keinen Gefallen getan. Natürlich haben die Österreicher ja auch geglaubt, dass eine solche Politik und Wohlstand bringt. Gefreut haben sich darüber nur diejenigen, die bereits viel Geld hatten. Der Grossteil der Bevölkerung ist durch die Politik der Konservativen eher Ärmer geworden. Jetzt in der Krise wird dies den Meisten leider erst Bewusst. Wegen der steigenden Lebenserhaltungskosten konnten sich die Leute keine Polster für schlechte Zeiten schaffen, weil die Einkommen für Grundversorgung drauf ging.

DBK: Was könnten wir Morgen erwarten bei der Verhandlung der Regierung?
Wolfmeyer: Die ÖVP schiebt alles auf die Grünen ab und stimmt aber selbst dagegen bei der Abstimmung. Durch Grüne, SPÖ, NEOS und FPÖ gäbe es ja eine Mehrheit.

DBK: Also wird die ÖVP stur auf ihrem Kurs belieben?
Wolfmeyer: Sind wir das nicht gewohnt?

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