Bricht die Russische Front im Süden zusammen?

DBK Derzeit kommt die Ukraine im Süden in Fahrt. Bricht nun die Russische Verteidigung zusammen?

Wolfmeyer: Das kann man so sagen, denn auch für die Russen ist diese Front einfach zu langezogen, um diesen Teil der Ukraine zu halten. Es gibt für die Ukraine im Süden weitere Ziele, die Front der Russen auszudünnen und die Russen so zu beschäftigen, dass sie keine Angriffe mehr Abwehren können. Die Überquerung des Dnepr in verschiedenen Regionen ist eine der Taktiken, die jetzt der Ukraine zur Verfügung stehen, denn die Russen können diese lange Frontlinie nicht halten.

DBK Welche Ziele verfolgt die Ukraine genau, wenn wir uns die Karte ansehen?

Wolfmeyer: Die Ukraininische Armee hat 3 Hauptstossrichtungen. Eine geht Richtung Armjansk, um die Halbinselkrim für die Russen abzuschneiden, dann der Angriff Richtung Berdjanksk, um die Russen in 2 Fronten zu spalten, sowie die Stossrichtung nach Taganrog, die dafür verantwortlich sein wird, dass die Russen sich aus der Region Donezk zurück ziehen müssen. Erst, wenn die Front hier so verkürzt ist, kann die Ukraine Ihren eigentlichen Kampf, der Befreiung des Ostens widmen. Da allerdings die Russische Armee Truppen vom Osten in den Süden verlegt, können wir vielleicht jetzt schon die Befreiung von einzelnen Regionen im Osten sehen. Die Taktik, hier eben nicht, wie von manchen Amerikanischen Experten empfohlen die Truppen vom Osten in den Süden zu verlegen, werden die Ukrainer jetzt schnelle Landgewinne erreichen.

 

DBK Wie lange könnte sich der Krieg noch so hinziehen?

Wolfmeyer: Für die Russen ist dieser Krieg bereits verloren, denn ein Verlust des Südens, der ohne Zweifel eintreten wird, haben die Russen die Oberhand über das Asowsche Meer und das Schwarze Meer verloren und dies wird das Ende Putins bedeuten. Ich rechne damit, dass Putin im Jahr 2024 bereits Geschichte sein wird.

DBK Du hast vom Zerfall Russlands bereits vor dem Krieg gesprochen, wie schnell würde dies eintreffen?

Wolfmeyer: Ich glaube der Westen Russlands wird sich ziemlich schnell politisch gegen den Kreml richten und so die neue Führung unter Druck setzen. Bis 2025 könnten bereits einzelne Regionen die Bestrebungen zur Unabhängigkeit von Russland eingeleitet haben. Diese könnten natürlich auch durch Friedensgespräche herbeigeführt werden, wenn man speziell in der Kuban Region eine entmilitarisierte Zone einrichtet. Daraus könnte eine Bewegung entstehen, die einzelne Regionen betrifft, die vor dem Krieg schon aufbegehrt haben.
Auch der Osten Russlands ist durch den Krieg massiv instabil geworden, sodass man hierfür noch keine Einschätzungen abgeben kann.

DBK Nach Zerfall der Sowjetunion würde das neuerlich zu einer Krise in Russland führen.

Wolfmeyer: Die Krise in Russland hat bereits 2014 begonnen, als die Bestrebungen der Unabhängigkeit mit der Annexion der Krim für die Aufständischen als Bedrohung zur Schau gestellt wurde. Dadurch konnte Russland in die aufständischen Regionen die Armee entsenden, um dort die Unruhen unter Kontrolle zu bringen. Wenn wir jetzt die Anschläge in Moskau oder St. Petersburg sehen, die nicht der Ukrainischen Armee, sondern einer Russischen Rebellen Gruppe gegen den Kreml einzuordnen sind, dann sollte klar werden, dass dies erst der Anfang gewesen ist.
Die Anschläge in Russland werden mit dem Krieg nicht enden, sondern vermutlich weiter wachsen. Somit wird Russland nur eine Wahl bleiben, die Regionen in eine regionale Politik zu entlassen. Wenn eine ultranationale Regierung die Geschicke übernimmt, die diese verhindert versucht, dann wird Russland ins Chaos wandern. Alleine die wirtschaftliche Situation in Russland, wird viele Russen auf die Strasse bringen. Ich rechen fest damit, dass Russland im Jahr 2024/25 die schwierigste Zeit erleben wird.

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